OfW ist Ohne festen Wohnsitz und ein Zusammenschluss von Theatermacher*innen in Berlin.
Unsere Welt hat sich vernetzt, mobile Flexibilität ist keine Randerscheinung mehr. Dabei entsteht eine Globale Identität, die sich in den Metropolen immer mehr kultiviert. Die Frage nach dem „Woher kommst du?“ scheint an Bedeutung zu verlieren. In dieser Welt ist der Nachbar von gegenüber manchmal weiter weg als der tausend Kilometer entfernte Skype-Kontakt. Diese Welt ist gleichzeitig kleiner und größer geworden.
Wir stolpern über den Begriff Heimat, weil er sich für jeden anders definiert und das Gefühl, „zu Hause zu sein“ eine ganz besondere Bedeutung bekommt. Und doch prägen uns unsere Wurzeln ebenso wie die Orte, an die wir gehen: Wir haben Geschichten mit Träumen, Ängsten und Sehnsüchten im Gepäck. Diese vermischen sich durchs Weitererzählen mit den Geschichten anderer.
(Miss)verständnisse zulassen
Unsere lingua franca ist ein common-sense-English. Wohin wir auch gehen, das sich verstehen klappt schon irgendwie. Und doch ist diese Sprache für viele von uns eine neu erlernte Sprache, so wie die Globale Identität eine ist, die wir annehmen, um uns von unseren Herkünften abzugrenzen, um unsere eigene Welt größer werden zu lassen. Wir kommunizieren in einer Sprache, die ein Kompromiss ist. Eine Sprache, in der nicht jede Empfindung bis ins kleinste Details ausformuliert werden kann.
Eine Sprache, die durch Missverständnisse und Zufallsformulierungen geprägt ist. Eine Sprache, in der neue Wörter, neue Situationen und neue Szenen der Zwischenmenschlichkeit entstehen.
Der Weg auf die Bühne
Und daraus entstehen neue Geschichten, die nach einer Bühne verlangen. Geschichten, deren Vielfalt und Möglichkeiten nicht durch reine Postdramatik eingefangen werden können. Deren Vielfalt und Möglichkeiten im Theater noch lange nicht ausgeschöpft sind.
Aus dieser Beobachtung heraus möchten wir ein Theater machen, das unsere Lebensrealität widerspiegelt. Ein Theater, in dem unsere Andersartigkeit nicht thematisiert wird, sondern selbstverständlich ist. Ein Theater, indem wir mit Akteuren arbeiten, die vielleicht schon immer da waren oder gerade erst hierher gezogen sind und das deswegen mehrsprachig sein muss. Ein Theater, in dem Aussehen, Akzent und andere Attribute keine Rolle spielen, wenn es um Figuren und Geschichten geht. Ein Theater für ein Publikum, das sich nicht durch seine Unterschiede, sondern seine Gemeinsamkeiten angesprochen fühlt. Ein Theater der Geschichten, die geprägt werden durch diejenigen, die sie erzählen und die Orte, an denen sie erzählt werden. Ein Theater, in dem wir unsere Zelte stetig wieder woanders aufschlagen wollen, um alte und neue Geschichten zu finden, sie weiterzuerzählen und in dem wir immer auf der Suche nach einer globalen Wahrheit sind.